Schon bevor der Brief Eurer Liebe geschickt wurde, gelangte zu uns die Kunde über die Unversehrtheit Eures Glaubens, über die Ausdauer gegenüber den Gefahren, über die Standhaftigkeit angesichts der Leiden für Christus und für die Liebe zu Gott und über die Gewissheit hinsichtlich der Hoffnung auf die Zukunft unter euch. Als wir aber auch das Schreiben Eurer Sorgfalt gelesen haben, erkannten wir wirklich den Charakter der apostolischen Kirche und den ohne Zögern aufgewendeten Eifer und Ernst guter Hirten, der zu wahrhaften Christen paßt. Denn daß Ihr weder die Länge des Weges in Betracht gezogen habt noch eure Anfragen unzusammenhängend vorgebracht habt, sondern gemeinsam brieflich eure Anfrage gestellt habt, hat uns sehr hoffnungsvoll gestimmt, weil Ihr einstimmig geschrieben habt und dann auch einstimmig die Antwort von uns annehmen werdet; und gleichsam als Vorspiel der vollkommeneren Einmütigkeit haben wir die in Eurem Schreiben ausgedrückte Einmütigkeit empfangen. Und wir beteten, auch den ganz wundervollen und mit aller Verehrung genannten Bischof Basilius als bei der Synode Anwesenden und Genossen anzunehmen, vielmehr sogar als Anführer der Euch betreffenden Angelegenheiten zu haben. Da aber jenen ein körperliches Leiden übermannt und ihn deswegen am Kommen gehindert hat, ist es Zeichen eurer vollkommenen Liebe, daß Ihr nicht das Schreiben unserer Geringfügigkeit missachtet. Freilich haben wir uns intensiv darum bemüht, daß eure heilige Kirche auch nicht seiner Stimme unteilhaftig ist, sondern daß wir von ihm ein Werk haben, das sich um diesen ihm besonders eigenen Diskussionsgegenstand abgemüht hat, und daß wir ihn so als durch das Geschriebene mit uns Sprechenden haben. Was also ist die Antwort auf die Anfrage? Die heilige Synode der Väter in Nicaea erkennen wir als wahrhaft katholische und apostolische an und den von den Vätern damals verabschiedeten Glauben bewahren wir als unveränderlich und unerschütterlich, und ich bete, daß er auch in Zukunft unverletzt bleibt. Es ist aber damals den Vätern recht unverzichtbar gewesen, ausführlichere Darlegungen über die Ehre des Einziggeborenen zu formulieren, da sie ja damals die jüngst gesprossene Häresie des Arius mit Eifer ausmerzen wollten, indem sie ihre ersten Samen vorher zerstörten, ehe der Dorn ganz und gar stachelig wurde. Nachdem aber damals die Untersuchung bezüglich des Geistes zur Ruhe gekommen war, fügten sie daher nichts ausführlicheres hinzu. Den verständig Lesenden ist freilich auch die in jenem Glauben ausgedrückte Lehre über den heiligen Geist ausreichend. Denn sie setzten fest, daß wie an Vater und Sohn, so auch an den Geist zu glauben ist, wobei sie weder eine andere Natur zusätzlich zur göttlichen und seligen Dreiheit einführten noch etwas aus der Dreiheit abschnitten für die Glaubenserklärung. Aber da der Satan jüngst versuchte, die Kirchen zu erschüttern und gewissen Leuten Zweifel über den Geist eingab, ist es notwendig, zur Quelle des Glaubens zurückzugehen, aus der auch die Väter in Nicaea schöpften und so die Glaubenserklärung machten. Was ist also die Vollkommenheit unseres Glaubens? Die Überlieferung des Herrn, welche er nach der Auferstehung von den Toten seinen heiligen Jüngern auftrug, als er befahl: Geht und lehrt alle Völker, indem ihr sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes tauft. Es ist offensichtlich, daß wir das Gebot empfingen, nicht nur so zu taufen, sondern auch so zu lehren, so daß durch dieses Gebot sowohl die Krankheit des Sabellius von den drei Hypostasen, die uns rein übergeben werden, ausgeschlossen ist als auch die Münder der Anhomöer, der Arianer und der Pneumatomachen verstopft werden, wobei die Personen und die Hypostasen als drei erwiesen werden, die Natur und die Gottheit aber als eine bekannt wird. Folglich ist es notwendig, daß wir so taufen, wie wir gelehrt wurden, und so glauben, wie wir getauft wurden, und so preisen, wie wir zum Glauben gekommen sind. Wir haben nämlich mit unserem Verstand vieles untersucht und überallhin unsere Überlegungen gewendet und konnten da nichts erkennen zwischen Schöpfer und Schöpfung, so daß, wenn wir den Geist von der Gottheit trennen, wir ihn notwendigerweise unter die Geschöpfe rechnen; wenn wir es aber wagten, Geschöpf zu sagen, wie ist es dann möglich, daß er in der Taufe eingebunden ist? Wir schelten die Vielgötterei so wie auch die Gottlosigkeit; und weder verkündigen wir drei Ursprünge noch drei Götter noch drei unterschiedliche Naturen, sondern, indem wir den Vater als Ursprung des Alls erkennen, verwerfen wir auch keine der drei Hypostasen, wobei wir die Heiligkeit der göttlichen Schriften und die Zeugnisse über eine jede (der Hypostasen) anführen. Aber da ja die spitzfindige Untersuchung über diese Dinge auch das Maß eines Briefes übersteigt und wir darauf vertrauen, daß Eure Liebe mit dem Kern unserer Darlegung zufrieden ist und das Übrige von selbst hinzufügen kann – Gib nämlich, sagt er, dem Weisen eine Gelegenheit, und er wird weiser sein. –, meinen wir, daß wir auch dies denen zur Genüge geschrieben haben, für die es ausreicht, eine kurze Ermahnung hinzuzufügen: Denn wir bitten, daß Ihr Söhne des Friedens bleibt, damit Ihr das apostolische Gebot erfüllt, indem Ihr einmütig das eine denkt und der Leiden für Christus teilhaftig seid. Laßt nicht zu, das gut Verbundene mit dem Schlechten zusammenzufügen, und macht Euch nicht selbst für die Wölfe leichter zu fangen durch die Zwietracht, indem Ihr die Gebete jener bestätigt. Denn wir wissen, wie viele Schlachten Ihr für die Rechtgläubigkeit bestanden habt; nachdem Ihr also die von den Gegnern (vorgebrachten) Drohungen und Zwänge niedergerungen habt, gebt niemandem Gelegenheit zur Spaltung; niemals soll in kurzer Zeit hineingelaufener Haß, falls er Platz greift, Euch unter große Abgründe stellen, sondern es ist nötig, in den Lobpreisen den Geist zusammen mit Vater und Sohn zu preisen und das zu wissen, daß die, die die unverzeihliche Sünde wegen der Schmähung gegen den Geist begehen, vergeblich die Gemeinschaft mit den Arianern ablehnen; mit jenen werden sie nämlich verurteilt werden. Wir beten aber, daß Ihr ungetrennt den Leib der Kirche ohne Streitsucht im Frieden bewahrt und so im jetzigen Zeitalter die restliche Zeit verbringt, in Ehre gehalten aber am Tag des Gerichts vor dem Richterstuhl Christi steht.