Über die Psalmen von Moses 1. Ich für meinen Teil war der Meinung, dass es im Buch der Psalmen einen einzigen von Moses gebe, der überschrieben worden war: Ein Gebet von Moses, dem Mann Gottes (Ps 89,1a). Aber als ich später gewisse Gottesworte Iullus dem Patriarchen und jemandem von denen, die bei den Juden Gelehrte heißen, zur Beratung vorlegte, erfuhr ich, dass durch das ganze Buch der Psalmen hindurch nach dem ersten und zweiten diejenigen, die bei den Hebräern ohne Überschrift sind, oder eine Überschrift zwar haben, nicht aber auch einen Verfassernamen, von dem sind, dessen Name im Psalm davor mit einer Überschrift angegeben ist. 2. Und als er (Iullus) darüber sprach, sagte er zunächst zwar, dass die von Moses dreizehn sind. Als ich aber, ausgehend von dem, was ich erfahren hatte, es auch selbst beachtete, schlug ich ihm vor, dass es elf seien. Dann, als er den Anwesenden, der als gelehrt galt, befragte, wurde er belehrt, dass es elf seien. Zunächst sagte er vom neunundachtigsten, dessen Anfang lautet: Herr, du wurdest uns Zuflucht von Generation zu Generation (Ps 89,1b), und vom folgenden, der bei uns als der neunzigste gilt, dessen Anfang lautet: Wer in der Hilfe des Höchsten wohnt (Ps 90,1b), dass auch er von Moses sei. Aber auch von jenem, der zwar eine Überschrift hat, aber nicht mit dem Namen seines Verfassers – ich spreche vom einundneunzigsten, der so überschrieben ist: Liedpsalm für den Tag des Sabbats (Ps 91,1) – sagte er, er sei von Moses; sein Anfang lautet: Gut ist es, den Herrn zu preisen und deinem Namen zu spielen, Höchster (Ps 91,2a). Ohne Überschrift ist dagegen jener, der als zweiundneunzigster gilt, dessen Anfang lautet: Der Herr ist König geworden. Er hat sich mit Wohlgestalt bekleidet (Ps 92,1b). Auch er sei von Moses, sagte er, gleicherweise auch der dreiundneunzigste, dessen Anfang lautet: Ein Gott der Vergeltung ist der Herr (vgl. Ps 93,1b), und der vierundneunzigste, dessen Anfang lautet: Kommt, lasst uns dem Herrn zujubeln (Ps 94,1b), und der fünfundneunzigste, dessen Anfang lautet: Singt dem Herrn ein neues Lied, singt dem Herrn, die ganze Erde! (Ps 95,1bc), und der sechsundneunzigste, dessen Anfang lautet: Der Herr ist König geworden. Jubelt! (vgl. Ps 96,1b), und der siebenundneunzigste, der nur mit Psalm (vgl. Ps 97,1a) überschrieben war, denn den Ausdruck von David (vgl. Ps 97,1a), wie er sich in einigen Abschriften findet, gab es weder im Hebräischen noch in den übrigen Ausgaben. Sein Anfang lautete: Singt dem Herrn ein neues Lied, denn Wunderbares hat er getan! (vgl. Ps 97,1bc). Auch der achtundneunzigste, sagte er, sei von demselben, dessen Anfang lautet: Der Herr ist König geworden. Zürnen sollen die Völker! (vgl. Ps 98,1b), und der neunundneunzigste, der überschrieben war mit Psalm zum Lobpreis (Ps 99,1a), dessen Anfang lautet: Jubelt dem Herrn zu, die ganze Erde! (Ps 99,1b). Nach diesen elf war der hundertste sowohl im Hebräischen als auch bei allen mit ein Psalm von David (Ps 100,1a) überschrieben und war nicht mehr von Moses. 3. Nach diesen Worten über die Psalmen, die von den Hebräern auf Moses zurückgeführt werden, argwöhnte der Jude einen Einwand und legte ihn und die ihm klar scheinende Lösung dar. Er sah nämlich, dass man widersprechen könnte angesichts der Tatsache, dass einer der elf Psalmen, der achtundneunzigste, nicht von Moses sei, aus der Stelle: Erhebt den Herrn, unseren Gott, und fallt nieder vor dem Schemel seiner Füße, denn er ist heilig. Moses und Aaron unter seinen Priestern und Samuel unter denen, die seinen Namen anrufen, riefen den Herrn an, und er erhörte sie. In einer Wolkensäule redete er zu ihnen (Ps 98,5a–7a). Und der Gegner könnte sagen: Wie konnte Moses den Namen des Samuel, der viele Generationen später gelebt hat, in seinen eigenen Psalm setzen? Dazu sagte er nun: Es ist nichts Verwunderliches, dass der Name des Samuel von Moses prophezeit worden ist, eines heiligen und von Jeremias mit Moses zusammengezählten Mannes an der Stelle: Auch nicht, wenn Moses und Samuel stehen (vgl. Jer 15,1), wo doch auch in den Königtümern Josias als einer, der sein wird, prophezeit wurde von dem Propheten mit den Worten: Opferstätte, Opferstätte, das spricht der Herr: Siehe, ein Sohn wird dem David geboren werden; Josias ist sein Name (III Reg 13,2), und so weiter.