Alle Schrift ist von Gott inspiriert und nützlich , sie hat als Anfang und Quelle der Frömmigkeit den Geist der Wahrheit . Denn vom heiligen und verehrten Geist ergießt sich wie von einer ergiebigen und fruchtbaren Quelle alles göttliche Nass. Und wie viel das Gesetz gebietet, wie viel Propheten vorhersagen, wie viel Apostel verkündigen, all das gleicht wahrhaftig dem heiligen Geist und wird ihm zugeschrieben. Denn alles bewirkt der ein- und derselbe Geist, der einem jeden zuteilt, wie er will. Deswegen strahlt die Schönheit der Frömmigkeit alles an, und leuchten die Worte der Wahrheit, und sind die Schatzkammern der göttlichen Weisheit übervoll; Schatzkammern, die nicht tief in der Erde verborgen sind , sondern die in der Tiefe der Frömmigkeit gesehen werden; Schatzkammern, die Seelen froh machen, Gedanken erleuchten, die Welt zur Umkehr bringen, die Armut Adams in Gänze reich machen. Denn wie er in reiche Demut hinabgeführt wurde, nachdem er die ursprüngliche Schönheit der Frömmigkeit abgelegt hatte, so ist der, der mit der Frömmigkeit zusammenlebt und an den Tugenden blüht, reich und feiert. Und Paulus bezeugt das, indem er irgendwo so sagt: Ich danke Gott, dass ihr an allem in ihm reich gemacht worden seid, an allem Wort und an aller Erkenntnis. Denn der, der das Wort Gottes annimmt, ist reich; der aber das Wort Gottes nicht annimmt, ist arm. Und Jesaja bezeugt das, indem er sagt: Und ich sagte, wahrscheinlich sie sind Arme, deswegen können sie das Wort des Herrn nicht hören. Doch der Arme wird getadelt, der Reiche aber feiert, der Reiche im Wort der Wahrheit, der Stolze in den Tugenden der fruchttragenden Philosophie; ein solcher war David, der sagte: Ich aber bin wie ein fruchtreicher Ölbaum in dem Haus Gottes; ein fruchtreicher Ölbaum , nicht reich an Blättern, sondern schwer an Früchten der Frömmigkeit. Denn es ist die Seele, die oftmals reich ist an Zweigen und Blättern, aber keine Frucht trägt, wie Jeremia über Israel sagte: Ein Weinstock, der gute Ranken treibt, ist Israel. Der gute Ranken treibt , nicht der gute Frucht bringt. Jener Weinstock nun ist derartig beschaffen; der Prophet aber freut sich und sagt: Ich bin wie ein fruchtreicher Ölbaum , der nicht an äußerlichen Dingen reich ist, sondern in den innerlichen Dingen überströmt, ein fruchtreicher Ölbaum im Haus Gottes; denn es ist auch nicht gut, außerhalb des Hauses Gottes zu leben. Du wirst freilich viele finden, die auch außerhalb des Wortes der Wahrheit durch gute Taten dem Anschein nach hervorleuchten; du wirst mitfühlende, barmherzige und auf Gerechtigkeit achtende Männer finden; doch in ihren Werken ist keine Frucht, da sie ja das Werk der Wahrheit nicht kennen. Denn auch die Werke sind zwar schön, aber das oberste Werk muss den Weg weisen. Denn als die Juden einmal zum Herrn sagten: Was sollen wir tun, damit wir die Werke Gottes tun? , da antwortete er ihnen: Das ist das Werk Gottes, dass ihr an den glaubt, den jener gesandt hat. Siehst du, wie er den Glauben ein Werk genannt hat? Glaubst du also nicht zugleich und bist zugleich reich an den Werken, nicht aber weil etwas zu den Werken fehlt, sondern weil der Glaube für sich selbst voll ist von guten Werken. Die Werke sind nämlich für Menschen und von Menschen, der Glaube aber ist von Menschen hin zu Gott; der Glaube ernennt den Bekehrten zum Bürger der Himmel; der Glaube macht den irdischen Menschen zu einem Genossen Gottes; außerhalb des Glaubens ist nichts Gutes. Es gleichen mir, Brüder, damit ich ein Bild für meine Worte verwende, es gleichen die, die an guten Werken reich sind und den Gott der Frömmigkeit nicht kennen, den Gebeinen Toter, die zwar schöne Dinge tragen, aber keine Wahrnehmung der schönen Dinge haben. Denn welchen Nutzen hat eine tote Seele, die dem Gott Logos gestorben ist, aber von guten Werken umgeben ist? Die Werke geschehen in der Hoffnung auf Belohnung und Kränze. Wenn du aber den Kampfrichter nicht kennst, wofür kämpfst du? Der Glaube darf nicht ohne die Werke sein, damit er sich nicht überhebt; er ist nur höher als die Werke, der Glaube. Denn wie die Menschen zuerst das Leben in Ehre höher schätzen mussten, und so das Sich ernähren – denn das, was unser Leben zusammen hält, ist die Nahrung –, so muss die Hoffnung auf Christus unserem Leben vorgezogen werden, aber auch durch die guten Werke genährt werden. Es ist oftmals möglich, dass der, der sich nicht an jedem Tag nährt, lebt, es ist aber nicht möglich, dass der, der nicht lebt, sich nährt. Mose fastete vierzig Tage , aber da er in sich den lebendigen Logos hatte, fügte ihm die Not an den irdischen Dingen keinen Schaden zu. So ist es auch mit der seelischen Beschaffenheit: Sie muss sich an Werken nähren, sie muss aber vor den Werken den Glauben anziehen; ohne Glauben kannst du den, der Werke der Gerechtigkeit tut, nicht am Leben halten, aber ich kann zeigen, dass der Gläubige ohne Werke lebt und des Königreiches der Himmel für würdig gehalten wird. Keiner lebt ohne Glauben; der Räuber aber wurde, nur weil er glaubte, beim menschenliebenden Gott gerecht gesprochen. Und sage mir nicht: Er hatte nicht die Gelegenheit dafür, einen guten Lebenswandel zu haben; denn auch ich bin diesbezüglich nicht rechthaberisch, sondern stelle nur jenes daneben, dass der Glaube allein für sich selbst gerettet hat. Denn wenn er durch den Glauben überlebt und die Werke vernachlässigt hätte, würde er aus dem Heil fallen. Das, was jetzt betrachtet und untersucht wird, ist, dass auch der Glaube für sich selbst rettet, Werke aber für sich selbst niemals ihre Täter gerecht machen. Und du willst es genau sehen, dass Werke ohne Glauben nicht lebendig machen?