Diogenes der Kyniker nun ist nach allgemeiner Übereinstimmung der am meisten im Erdulden geübte von allen Menschen in Hinblick auf sämtliche Tätigkeiten, die der Enthaltsamkeit und des Ausharrens bedürfen, aber dennoch hat auch dieser Gebrauch vom Geschlechtsverkehr gemacht, weil er die Belästigung ablegen wollte, die vom zurückgehaltenen Samen herrührt, nicht weil er zu der Lust ging, die mit der Entleerung des Samens verbunden ist, wie zu etwas Gutem. Als er einmal nun mit einer Hetäre abgemacht hat, wie man sagt, dass sie zu ihm kommt, sie sich aber verspätete, hat er den Samen ausgerieben, indem er sein Genital mit der Hand berührte, und als sie danach kam, schickte er sie weg und sagte zu ihr: „Die Hand ist dir zuvorgekommen im Singen des Hochzeitsliedes“. Und es ist deutlich klar, dass die Besonnenen nicht wegen der Lust zum Geschlechtsverkehr kommen, sondern weil sie die Belästigung heilen wollen, wie wenn es auch ohne Lust geschähe. Dementsprechend glaube ich, dass auch die anderen Lebewesen zum Geschlechtsverkehr getrieben werden, nicht weil sie den Beschluss gefasst haben, dass die Lust gut ist, sondern weil sie zur Ausscheidung kommen (wollen), weil der Samen durch seine Zurückhaltung sie belastet, so wie auch das Ausscheiden von Stuhl und Urin, glaube ich, in ihnen von Natur aus vorhanden ist.