1. Aufgrund des zuvor über die Leber Gesagten ist es nicht mehr schwer für euch herauszufinden, an welchen Zeichen man eine Erkrankung der Milz erkennt, über die Tatsache hinaus, dass auch die Entzündungen der Milz wegen ihrer Verhärtung denjenigen, die sie abtasten, leicht auffallen. Während die Milz die meisten von diesen Zeichen mit der Leber gemeinsam hat, unterscheidet sie sich darin, dass sie mehr oder weniger davon hat. Denn die Farbe des ganzen Körpers wird schwärzlicher, bedingt durch das Leiden der fehlenden Spannung der Milz. Da sie nun von Natur aus die Funktion hat, das schwarzgallige Blut aus der Leber an sich zu ziehen – denn es wurde gezeigt, dass sie davon ernährt wird – wenn also ihre anziehende Kraft ihre Spannung verloren hat, wird das von der Leber kommende Blut ungereinigt durch den ganzen Körper transportiert, und demgemäß wird die Farbe bei diesen Personen schwärzlicher. Und tatsächlich scheidet auch die Milz oft Rückstände aus sich aus wie die Leber, sodass auch mal durch Erbrechen zusammen mit Übelkeit schwarzgalliges Blut ausgeschieden wird und anderes derartiges (Blut) nach unten abgeht. Aber auch ohne derartige Entleerung bewirkt sie Niedergeschlagenheit und Mutlosigkeit wie bei den Melancholikern, manchmal auch sehr großen Appetit auf Speisen, vor allem wenn der in den Magen geführte Rückstand ganz sauer ist, oft aber bewirkt sie das Gefühl, dass sich der Magen dreht und sich zurückbeugt, wenn er (der Rückstand) eine andere Verderbnis aufweist. Wie aber die Verhärtung der Milz Wassersucht verursacht, da die Leber in Mitleidenschaft gezogen wird, ist auch zuvor dargelegt worden. Aber auch wenn mal beide Organe erkranken, haben wir gesehen, dass Gelbsucht entsteht, die zu einer schwärzlicheren Farbe neigt als die üblichen (Arten von Gelbsucht), sodass man meinen könnte, die gelbe Galle sei mit Ruß vermischt. Da manche Ärzte annehmen, dass bei solchen Patienten die Leber nicht betroffen sei, wundern sie sich, wie es aufgrund der Milz zu Gelbsucht kommt, so wie alle diejenigen (sich wundern), die glauben, dass ohne Beteiligung der Leber aufgrund einzig und allein der Verhärtung der Milz die Kranken von einer wassersuchtähnlichen Flüssigkeitsansammlung befallen werden. Ebenso wundern sie sich über die Wassersucht bei akuten Erkrankungen, bei denen die Leber aufgrund einer durch Wärme, oft aber auch durch Trockenheit bedingten schlechten Mischung so stark erkrankt, dass sie die Nahrung nicht mehr in Blut umwandeln kann. Denn auch in diesen Fällen glauben sie nicht, dass das Organ erkrankt ist, weil sie sich unter dem Einfluss der Erasistrateer daran gewöhnt haben, jeden Körperteil als nicht krank anzusehen, wenn er weder eine Art Geschwulst noch ein Geschwür hat. Aber man wird es ihnen nachsehen müssen, dass sie so denken, da nach ihrer Meinung keine Krankheit aufgrund einer schlechten Mischung entsteht. Alle diejenigen Ärzte aber, die den deutlichen Erscheinungen folgen und annehmen, dass einige Symptome aufgrund der Abkühlung eines Körperteils entstehen – über diese kann man sich wundern, weil sie glauben, dass die Wassersucht entsteht, ohne dass ein einziger Körperteil erkrankt. Denn wenn sie deswegen dieses Organ als nicht krank ansehen, weil die Leber keine widernatürliche Geschwulst aufweist, so wird auch kein anderer Körperteil bei denjenigen krank sein, die zur Unzeit schädliches kaltes Wasser in großer Menge trinken, woraufhin sie von der Wassersucht erfasst werden. Das so getrunkene kalte Wasser schadet mal dem einen, mal dem anderen inneren Körperteil, entweder mehr als den anderen, oder als ersten, je nachdem welcher zu diesem Zeitpunkt gerade schwächer ist. Diese Abkühlung wird von dort notwendigerweise auf die Leber übertragen, wenn der Zustand der Wassersucht folgen soll. So kommt es manchmal auch wegen der Milz zur Wassersucht, entweder wenn sie eine Geschwulst hat und gekühlt wird, wie bei den Verhärtungen, oder auch ohne Geschwulst, wie infolge des Trinkens von schädlichem kalten Wasser in großen Mengen zur Unzeit. Dass auch melancholische Niedergeschlagenheit entsteht, wenn sie (die Milz) einen derartigen Rückstand zum Magenmund hin sendet, ist in der ihn (den Magenmund) betreffenden Darlegung zuvor gesagt worden. Folglich ist es nicht mehr nötig, Weiteres darüber zu sagen, da die organischen Leiden der Milz einerseits nicht des theoretischen Erkennens bedürfen, diejenigen andererseits, die durch die schlechte Mischung bedingt sind, aus den jetzigen und den vorherigen Ausführungen in der Lehre über die Leberleiden (erkannt werden können). Einige von ihnen sind nach ihren Bezeichnungen aufgeführt, einige aber treten in gleicher Weise wie jene auf und werden daher als gleiche erkannt werden.