Deshalb will ich nun auch die Eltern der Gefallenen, euch zumal die ihr zugegen seid, nicht mehr beklagen sondern trösten. Wißt ihr doch selbst daß ihr in mannigfacher Unbeständigkeit und vielerlei Wechsel des Geschickes herangewachsen seid. Das wahre Glück aber liegt in einem wohlanstehenden Schicksal wie es diesen in einem herrlichen Ende, euch in der edelsten Trauer bereitet ist, außer euch aber nur jenen gewährt wird denen ein gütiger Geist Leben und Sterben zu gleicher Wohltat hinausführt. Wohl ist es schwer euch zu überzeugen die ihr so oft an jene gemahnt werdet wenn ihr andere in einem Glück erblickt auf das ihr selbst dereinst stolz wart. Man betrübt sich ja nicht um den Verlust von Gütern die man nie erfahren hat sondern um die deren man beraubt wird nachdem man sie genossen. Es müssen aber in der Hoffnung auf andere Kinder die sich aufrichten die noch im Alter sind Kindern das Leben zu geben; denn im eigenen Hause werden vielleicht die Neugeborenen die vergessen lassen die nicht mehr sind, und dem Staate wird es ein doppelter Vorteil sein, nicht arm zu werden an Bürgern und an Sicherheit zu gewinnen. Denn es ist nicht möglich daß einer das Gemeinwohl im gleichen Sinne wohl berate wie andere, wenn er nicht, wie die Ändern, Kinder daran zu wagen hat. Ihr aber, die ihr über jenes Alter hinaus seid, nehmt als Gewinn daß ihr den längeren Teil eures Lebens in Glück verbrachtet und der andere Teil nur kurz sein wird. An dem Ruhm dieser Toten sollt ihr euch aufrichten. Denn die Ehre allein ist nicht alternd und in den Jahren nutzlosen Greisentums ist es nicht Zinsgewinn was, wie viele sagen, am meisten erfreut sondern Ehre zu genießen.— Euch Söhnen aber und Brüdern der Gefallenen, soviel eurer sind, sehe ich großen Wettstreit erwachsen. Denn wer nicht mehr unter den Lebenden ist, dessen Lob redet jeder; euch aber mag es selbst bei einem Übermaß von Tapferkeit nicht gelingen, jenen auch nur gleichgeachtet zu werden; immer vielmehr werdet ihr ihnen nachstehen müssen. Denn unter den Lebenden herrscht der Neid gegen den Nebenbuhler; dem Gegner aber, der nicht mehr im Wege steht, nicht mehr durch Gegnerschaft hemmt, dem tut man die Ehre des Wohlwollens an, das durch keine Gegnerschaft mehr beschränkt wird. Ziemt es mir aber nun noch der fraulichen Tugend derer zu gedenken die nun im Witwentum leben werden, so will ich in kurzer Mahnung alles berühren. Euer Ruhm wird es sein, der euch beherrschenden Natur nicht unterlegen euch zu erweisen; und nicht besprochen zu werden unter den Männern in Lob oder Tadel wird eure höchste Ehrung sein. — So habe ich nun dem Gesetze gehorchend gesagt was in Worten zu sagen war: durch die Tat sind die Begrabenen schon geehrt. Ihre Söhne aber wird die Stadt auf öffentliche Kosten von jetzt ab bis zum Mannesalter erziehen und setzt damit ihnen wie auch den überlebenden den prächtigen Siegeskranz als Preis ihres Kampfes aus. Denn der Bürgerschaft werden die tapfersten Männer erwachsen in welcher der Tapferkeit der höchste Preis zuerkannt wird. Nun aber weihe ein jeder den Seinigen die letzte Klage und darauf geht von hinnen.